Plädoyer für das Gänsefüßchen.

 

Manch einer erinnert sich noch heute: In den 50er, 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts apostrophierten die Blätter des Axel Springer Verlages die inzwischen Geschichte gewordene Deutsche Demokratische Republik in ihrer Kurzbezeichnung mit Gänsefüßchen. Wegen dieser „DDR“-Schreibweise sah sich der Verlag immer wieder wütenden Angriffe ausgesetzt. Revanchisten, Ewiggestrige etc. waren jene Attribute, die damals der Springer-Presse vorzugsweise seitens der Linken zugeeignet wurden. Derweil ist die „Gänsefüßchen-DDR“ Schnee von gestern.

Heute allerdings gäbe es Gründe genug, wieder die berühmten Gänsefüßchen zu setzen, doch nichts geschieht: So schreibt die heutige Presse zwar gern und fleißig über den Iran und versieht das Land vorzugsweise mit dem Prädikat Gottesstaat. Ob allerdings ein Staat wie der Iran - ohne sich dabei der Blasphemie schuldig zu machen - als Gottesstaat bezeichnet werden kann, darf mit Fug und Recht in Frage gestellt werden.

Regime, wie etwa die faschistische Mullah-Diktatur in Teheran, ohne Not als Gottesstaat zu bezeichnen ist mehr als oberflächlich: es ist fahrlässig – vielleicht sogar gotteslästerlich! Da wird nämlich ein positiv beladener Begriff beschönigend sowie fälschlich für ein grausames Unrechts- und Unterdrückungssystem missbraucht. Dabei wäre es doch so einfach, Klarheit zu schaffen: Allein durch das Hinzufügen von Gänsefüßchen könnte das Gebaren des „Gottesstaates“ Iran im Interesse aller Gläubigen aller Religionen - auch der Moslems - ins richtige Licht gerückt werden.

Nur zur Information der Chefredaktionen, die sich hier angesprochen fühlen sollten: Die Benutzung von Gänsefüßchen bedingt nach heutigem Stand der wissenschaftlichen Forschung kein erhöhtes Risiko, sich mit dem gefährlichen Vogelgrippe-Virus zu infizieren.

 

sturm : pr | sturmpr@sturmpr.com

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